Ein Heimatroman: „Habichtland“ von Florian Knöppler

Im zweiten Heimatroman, nach „Kronsnest“, erzählt Florian Knöppler, wieder am Beispiel von Hannes Thormählen und seiner Frau Lisa, vom Leben in der Elbmarsch, jetzt während des Zweiten Weltkrieges.
Knöppler versucht zu ergründen, warum, historisch verbürgt, gerade dort die Zustimmung zum Nationalsozialismus so groß war (schon vor der sog. Machtergreifung). Hannes und Lisa versuchen, sich wegzuducken und eine Nische für sich zu behalten, sind nicht einverstanden mit dem, was als Gedankengut in Handlung umgesetzt wird. Während Hannes jedoch schweigt und ein öffentliches Amt übernimmt, um vielleicht Schlimmeres zu verhindern, fällt dies Lisa immer schwerer. Sie wird unvorsichtig. Wie Knöppler dies berichtet, eher beschreibend als psychologisierend, ist packend und erzeugt ein klares Gefühl für den Zwiespalt, in dem sich die Einzelnen wohl befunden haben mögen. Ist es verantwortbar zu schweigen? Ist es verantwortungsvoller, sich aufzulehnen und wem gilt die Verantwortung? Wo verläuft die Grenze zwischen Stillhalten und stiller Zustimmung?
Der Roman überzeugt vor gut recherchierter Kulisse mit dem Stellen unbequemer Fragen, die auch die Protagonisten nicht beantworten können. Diese Art Heimatroman hat mit unkritischem Verehren des Herkunftslandes nichts mehr zu tun- der Autor bringt die Lesenden mit ihrer eigenen Vergangenheit in Kontakt und all den Fragen, die damals unbeantwortet blieben und weiter in uns wirken. Diese Fragen sind außerdem heute wieder aktuell.

Florian Knöppler liest bei uns am 21. September, Karten im VVK ab dem 4. August.

Florian Knöppler, Habichtland, Pentragon Verlag, 24 Euro