Der neue Roman von Ewald Arenz namens „Der große Sommer“ handelt vom Aufbruch aus der Kindheit, es geht um das Ins-Leben-Gehen, um Freundschaft und das Lernen am anderen Menschen. Viele erinnern sich vielleicht an den Roman „Alte Sorten“ vom gleichen Autoren, in dem es um die Freundschaft eines jungen Mädchens zu einer älteren Frau ging und die gegenseitige Öffnung, die in der Beziehung der Beiden möglich wird.
In diesem neuen Roman von Arenz ist die Hauptperson der 15-jährige Frieder, der sich, um nicht ein weiteres Mal sitzen zu bleiben, auf Nachprüfungen vorbereiten muss. Er darf nicht mit seiner großen Familie in die Sommerferien fahren, sondern wird dazu verdonnnert, beim, im Laufe des Buches immer geheimnisvoller scheinenden, Großvater Latein-Nachhilfe zu nehmen. Zwar gibt es dort auch Nana, die geliebte Großmutter, aber dennoch ist es eine Strafe. Da aber auch seine Schwester Alma und und sein bester Freund Johann im Ort bleiben, ergibt sich für Frieder ein Erfahrungsraum in der Leere der großen Ferien, der zunächst nicht absehbar war und ihn prägen wird. In einer Rahmenhandlung erinnert sich Frieder viele Jahre später an diesen Sommer in den Achtzigern.
Die Schilderung der Abreise der Familie Frieders setzt den Ton: liebevoll, den Menschen freundlich gegenüberstehend werden die Geschwister und Eltern Frieders beschrieben. Die Großeltern sind ebenfalls freundliche und kluge Menschen – das Buch könnte also ein wenig kitschig geraten. Aber das passiert nur ansatzweise, denn alle Personen haben unerwartete Eigenheiten und die Entwicklung der Wochen gestaltet sich anders, als anfangs zu vermuten ist. Es sind echte Probleme und Themen, mit denen sich Frieder auseinandersetzen muss und sie sind überdies für die Leserin und den Leser überraschend und spannend. Ja, auch die Liebe kommt vor, Beate heißt sie.
Ein toller Roman, der interessante Figuren zeichnet, das Kolorit der frühen Achtziger einstreut und komplexere Themenbereiche anspricht, diese aber nicht an die erste Stelle setzt. Ein feines Leseevergnügen entsteht und das Gefühl eines Anfangs wird vermittelt, eines Aufbruchs. Das schadet in der jetztigen Zeit ja nun keinesfalls.
Ewald Arenz, Der große Sommer, Dumont, 20 Euro