Schwere Entscheidungen: „Liebewesen“ von Caroline Schmitt

Ein besonderer Ton zeichnet diesen Debütroman von Caroline Schmitt aus. In „Liebewesen“ geht es um die Liebesgeschichte zwischen Lio und Max. Beide scheinen mit großen Bindungsschwierigkeiten zu kämpfen und verlieben sich doch sehr ineinander. Dass liest sich überraschend, wenn man die Vorgeschichte der Beiden verstanden hat und eigentlich schwebt die ganze Zeit die Vermutung im Raum, dass das nicht gutgehen kann. Lio kommt aus einem prekären Milieu und ist die Erste, die Akademikerin wird. Max kommt aus wohlhabenden Verhältnissen und scheint wie schwebend durch das Leben zu gleiten, hedonistisch und heiter alle eventuellen Widrigkeiten zu meistern. So kommen also zwei sehr unterschiedliche Lebenswelten zueinander. Erschwerend kommt dazu, dass Lio nicht glauben kann, um ihrer selbst Willen geliebt zu werden. Ist sie es wert, von diesem Max so geliebt zu werden, wann wird er eine Neue haben, die all die, auch körperlichen, Einschränkungen nicht hat?

Dann wird Lio unverhofft schanger, die Schilderung ihrer Abtreibung kommt in der Schonungslosigkeit der in Annie Ernauxs Buch „Das Ereignis“ durchaus nahe.

Ein besonderer Roman, der schmerzt und in seiner Modernität viel zu sagen hat.

Caroline Schmitt, „Liebewesen“, Eichborn Taschenbuch, 14 Euro