Ein höchst ungewöhnlicher, witziger und warmherzig-listiger Roman ist „Birobidschan“ von Tomer Dotan-Dreyfus. ich bin überrascht, dass der Roman es auf die Liste der Nominierten geschafft hat und halte es für nicht ausgeschlossen, dass „Birobidschan“ wenigstens in die engere Wahl kommt.
Dotan-Dreyfus schreibt über die Oblast Birobidschan, die Stalin als autonome jüdische Region an der Grenze zu China errichten ließ. Nun bleibt er nicht bei dem historischen Schicksal des Gebietes, das die meisten Juden in den 1940er Jahren wieder verließen, sondern er ersinnt eine Utopie im besten Sinne. Die Idee ist eine „jüdisch-bundistische“ Republik, eine Republik, die den „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ lebt. Etliche Familien werden beschrieben, deren Leben aus den Fugen gerät, als ein Bär auftaucht und später auch noch zwei Leichen. Mit viel Witz und magischem Realismus erzählt Dotan-Dreyfus diese Geschichte, die so mitreissend und witzig ist, dass es traurig ist, das so ein Buch zuende geht.
Tomer Dotan-Dreyfus „Birobidschan“ Voland und Quist, 24 Euro
Hier noch einmal der Klappentext: