Ein ergreifender Roman!
Muna, eine begabte junge Frau in der untergehenden DDR, verliebt sich in den Fotografen Magnus, den Sie bei einer Hospitanz kennenlernt. Eine kurze intensve Begegnung, dann verschwindet er bei einer Radtour in Ungarn. Muna fängt nach dem Abitur mit einem Studium an, das sie über Berlin und Wien bis nach London führt. Wie nebenbei wird der Mauerfall erwähnt, der aber für Muna gar nicht so eine entscheidende Rolle zu spielen scheint vor dem Hintergrund ihrer privaten Verstrickungen. In London sittet sie eine Weile bei einem merkwürdigen Paar deren Kinder. Diese Beiden sind zwei von vielen Begegnungen, die Muna im Laufe der sieben Jahre hat, in denen Magnus verschwunden bleibt. Viele Menschen begleiten sie, erkennen Ihr Schreibtalent und ihre intellektuelle Brillanz im Erkennen und Argumentieren. Schließlich beginnt Sie eine Promotion in Wien, unterstützt von Ingrid, die mit dem Prof Munas eine langjährige Liebschaft verbindet. In dieser Phase taucht Magnus wieder auf und die beiden werden ein Paar. Bis dahin liest man von einer aufstrebenden Intellektuellen, schlauen und liebevollen Menschen, einem Weg in die universitäre Karriere- das ist spannend und interessant geschrieben und macht Spaß zu lesen.
Ungefähr in der Mitte des Buches, mit dem Wiederauftauchen von Magnus, kippt Munas Leben in eine alles andere als geradlinige und gesunde Weiterentwicklung. Die Schilderung ist sprachlich so beglückend gut gelungen, dass ich erstens kaum aufhören konnte zu lesen und zweitens sehr lange nach Ende des Buches noch damit beschäftigt war, das Geschilderte zu verarbeiten. Die Misogynie Magnus` und auch einiger Randfiguren, unter anderem des Mannes in London, dessen Kinder sie gesittet hat, die zunehmende Gewalt, die poetischen Versuche, damit zurecht zu kommen auf Seiten Munas, all das schafft einen sprachlich weiten Raum, in dem das Abgleiten Munas in eine immer ausweglosere Abhängigkeit fühlbar wird.
Unbedingt lesen!
Terézia Mora, Muna oder die Hälfte des Lebens, Luchterhand Literaturverlag, 25 Euro