Der erste Teil der geplanten Trilogie von Florian Knöppler erzählt die Geschichte des Bauerndorfes Kronsnest in der Elbmarsch im Norden Schleswig-Holsteins. Die Bauern leiden immer mehr unter der Weltwirtschaftskrise, fühlen sich abgehängt und ungerecht behandelt von einer Regierung, die anscheinend mehr mit sich als den Nöten der Menschen beschäftigt ist. Hannes, ein fünfzehnjähriger Bauernsohn, leidet unter seinem gewalttätigen Vater, erlebt die erste Liebe und den Verlust dieser und kämpft sich durch zu einer Haltung und einer Stellung in der dörflichen Gemeinschaft. Als feinsinniger und zunächst auch ängstlicher Junge gerät er mit seinem Vater, der sich einen anderen Sohn wünscht, genauso aneinander wie er in Kämpfe mit Eggert und Albert verstrickt wird, die ihn hänseln und prügeln. Im Laufe des Romans wird sich Hannes seiner Stärken bewusst, nimmt sein Leben in die Hand und muss bald auch ganz alleine den Hof im Griff behalten, denn der Vater stirbt und die Mutter entschwindet ihm in eine Welt, in der er keinen Zutritt findet. Auch Mara, die Tochter der Großbauernfamilie van Heesen, seine erste große Liebe, entschwindet in der Depression und schließlich nach Lübeck, wo sie sich schnell verlobt – ob aus einem Sicherheitsbedürfnis heraus oder aus echter Liebe bleibt für Hannes unklar. Er muss sich mit dem Landvolk herumschlagen, das schnell die Hitler-Partei und deren Umgangsformen übernimmt und immer wieder grausame Schlägereien anzettelt. Vor allem in der Schilderung der Hinwendung von Teilen der bäuerlichen Gemeinschaft zu den Nationalsozialisten liegt eine große Stärke des Romans, der nicht verurteilt, sondern erzählt und dadurch verdeutlicht, wie es dazu kommen konnte, dass gerade die Elbmarsch-Bauern schon so früh Hitler unterstützten.
Die Geschichte von Hannes und seiner neuen Liebe Lisa findet ihre Fortsetzung in dem zweiten Teil „Habichtland“, der hier https://prosa-buchladen.de/ein-heimatroman-habichtland-von-florian-knoeppler/besprochen ist.
Florian Knöppler, Kronsnest, Pendragon Verlag, 24 Euro