Die Biologin Jasmin Schreiber, die bereits mehrere Romane veröffentlicht hat, erzählt in „Endling“ eine Familiengeschichte, eine Geschichte von Verlusten und dem Wiederfinden und das alles im Jahre 2041. Das große Artensterben hat sich fortgesetzt, Gletscher sind längst Vergangenheit, Pandemien kehren regelmäßig wieder und die Menschen, vor allem aber die Frauen, leiden unter einem rechtsgerichteten Regime, das Abtreibungen unter Strafe stellt, Verhütung aber auch verbietet und das Internet zensiert. Im Geheimen gedeihen Seiten im Darknet wie zum Beispiel das „Nachtschwärmerforum“ in dem sich die Protagonistin des Romans, Zoe, engagiert. Sie berät und begleitet Frauen in allen Fragen der ungewollten Schwangerschaft und Verhütung. Zoe ist Biologin, Spezialgebiet Käfer, und arbeitet in München. Ihre Familie, das sind ihre Mutter, ihre 18 Jahre jüngere, sechzehnjährige Schwester Hanna und ihre Tante Auguste, lebt in Frankfurt. Ihr Vater ist zehn Jahre zuvor an einer der neuen Pandemien verstorben. Ihre Mutter flüchtet sich zunehmend in Alkohol und auch ihre kleine Schwester sieht darin in ihrer Verlorenheit offensichtlich ein Heilmittel. Ihre Tante dagegen ist so sehr traumatisiert, dass sie sich seit Jahren in der Oberwohnung verschanzt und ihre Forschungs- und Lehrtätigkeit, auch sie ist Biologin, nur noch online ausüben kann.
Die Mutter entschließt sich zu einer „Kur“ und bittet Zoe, in der Zwischenzeit auf Hanna und Auguste aufzupassen, also in Frankfurt zu sein. Zoe willigt ein und da beginnt der rasante Teil des Romans: Auguste sorgt sich um ihre Freundin Sophie, die sie nicht mehr erreichen kann. Sie bittet Hanna und Zoe, mit ihr, die jahrelang nicht draussen war, eine Reise in die Alpen zu unternehmen, wo sie Sophie in einem geheimen Frauendorf vermutet. Diese Reise ist hochspannend und verknüpft die Themen biologische Diversität, Artensterben und die Not der Frauen in der Welt des Jahres 2041. Sie endet auch nicht in den Alpen, sondern wird fortgesetzt mit einer Wanderung in Schweden, da Sophie mittlerweile dorthin gereist ist. Auch in Schweden gibt es ein Frauendorf, in dem Männer nicht willkommen sind……
Der Roman blättert eine Vielzahl von Themen auf, viel Raum gibt Schreiber kleinen Exkursionen in die Tier-und Pflanzenwelt, was tatsächlich sehr interessant ist. Die Welt im Jahr 2041 unterscheidet sich von unserer heute nicht sehr krass, es ist leider eher so, dass das, was sich heute schon ankündigt, Realität geworden ist. Und dennoch: das Ende des Romans ist in gewisser Weise hoffnungsfroh.
Jasmin Schreiber „Endling“, Eichborn Verlag, 23 Euro