Ein amerikanischer Traum: „Es geht mir gut“ von Jessica Anthony

Skurril und hintergründig geht es in diesem kleinen Roman zu, der ganz still und zurückgenommen erzählt, wie in einer amerikanischen Kleinfamilie Wahrheiten ans Licht kommen.

Jessica Anthony erzählt in ihrem vierten Roman „Es geht mir gut“ von Kathy, die sich an einem warmen Novembertag des Jahres 1957 in den Pool, der zu der Wohnanlage gehört, in der die Familie seit kurzem lebt, legt. In ihrem roten College-Badeanzug bleibt sie im Pool und natürlich kommt ihr Mann Virgil damit gar nicht zurecht, denn eigentlich geht es in dieser Ehe ordungsgemäß zu – dazu gehört der Kirchgang am Sonntag inklusive dem Lauschen der sinnfreien Predigten.
Die Ehe von Kathy und Virgil hat sich so ergeben, für ihn hat Kathy aus Vernunftgründen ihre potentielle Tenniskarriere aufgegeben. Virgil, ein gutaussehender Mann, rutscht eher absichtslos durch sein Leben, in Jobs, auch in diese Ehe. Und genau diese Unabsichtlichkeit eröffnet nach und nach die Abgründe, die damit einhergehen. Wie hingetupft wirken die Szenen und Gedanken, die Anthony herauspickt und in einer feinen, sehr diskreten Art schildert.
Kathy bleibt im Pool, sie will wieder gesehen werden, der Pool ist nur der Anfang dieser Wandlung.

Ein wunderbarer Roman.

Jessica Anthony, „Es geht mir gut“, aus dem Amerikanischen von Andrea Stumpf und Gabriele Werbeck, Kein&Aber Verlag, 24 Euro