Dänische Literatur: Nachlese – Knud Romer, Wer blinzelt, hat Angst vor dem Tod

Dieses Buch ist so schlicht und sparsam geschrieben, dass es umso mehr unter die Haut geht. „Knüdchen“ wächst ab 1960 in Dänemark auf, seine Mutter ist eine deutsche Widerstandskämpferin, sein Vater Däne. Dennoch: Knud ist das „deutsche Schwein“. Die Dänen haben sowenig Mitleid mit Knud als Nachfahr der Nazis, dass es kaum glaubhaft scheint, wie freundlich die heutige Nachbarschaft zwischen Dänemark und Deutschland ist. Knuds Kindheit und Jugend ist das eine Thema, seine verwickelte und interessante Familiengeschichte das andere. Sowohl die väterliche, dänische Familie als auch die deutsche bergen ungeahnte Dramen und Schicksale. Allein die charakterlichen Eigenheiten seiner Eltern erschüttern zutiefst, wenn Romer sie sachte und liebevoll als gegeben erzählt. Romer beschreibt dies alles trocken und mit Humor spart er erstaunlicherweise auch nicht. Gerade darum geht mir dieses Buch sehr nach, ich habe mit den Menschen gelitten. Sehr große Leseempfehlung.

Knud Romer, Wer blinzelt hat Angst vor dem Tod, Übertragung aus dem Dänischen von Ulrich Sonnenberg, Suhrkamp Taschenbuch,9 Euro