Feuer greifen in den Bergen hinter Melbourne um sich – währenddessen schauen drei Frauen ein Theaterstück von Samuel Beckett und sinnieren über ihre Lebensentwürfe, ihre Sorgen, ihre Vergangenheit und Zukunft.
Die Erzählsituation ist herausfordernd: Die drei Frauen, die sich Becketts „Glückliche Tage“ im Theater ansehen, versinken in ihre je eigenen Gedankenwelten. Das Stück löst Assoziationsketten aus, die sich manchmal berühren, obwohl sich die drei nur in der Pause einmal begegnen. Die 70-jährige Literaturprofessorin, deren Mann in die Demenz abdriftet, ihre 40-jährige ehemalige Studentin und frisch gewordene Mutter, und eine 22-jährige umweltbewusste Schauspielschülerin verhandeln in den „Gedankenspiralen“ durchaus individuell große Themen (Kindesverlust, die eigenen Vorurteile, Sorgen um die Partnerin) und dennoch erscheinen diese vor dem Hintergrund der viel größeren Klimakatastrophe klein. In diesem Spannungsfeld bewegt sich der Roman. Er erlaubt von Beginn an eine enge Nähe zu den Personen, auch dadurch, dass er in einem öffentlichen Raum einen Einblick in die Intimität des dunklen Platzes und seiner Gedankenwelt erlaubt.
Ein sehr dichter Roman, der lange nachklingt.
Claire Thomas, Die Feuer, aus dem australischen Englischen von Eva Bonné, Hanser Verlag, 23 Euro