Anne Rabe geht in ihrem Roman „Die Möglichkeit von Glück“ der Frage nach, wie sich Gewalt des Staates im Leben der Einzelnen widerspiegelt.
Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht von Stine, die dreijährig den Fall der Mauer nicht aktiv erlebt, aber in einem kleinen Dorf in Mecklenburg-Vorpommern aufwächst.
Nicht nur die Staatsgewalt in der DDR wirkt in ihre Familie fort, wichtig ist auch die Lebensgeschichte ihres Großvaters Paul. Dieser, erschüttert von den Nazi-Gräueln, setzt seine Hoffnung auf die neugegründete DDR. Seine durchlittenen traumatischen Kriegserlebnisse wirken in die Familie hinein – seine Tochter Monika, die Mutter Stines, kann nur mit grausamsten Mitteln ihr Leben bewältigen. Sie prügelt und misshandelt ihre beiden Kinder, bis Stine irgendwann aufbegehrt.
Die Schicksale in dieser Familie stehen stellvertretend für traumatisierte Generationen, die aus der Nazi- und der DDR-Zeit hervorgegangen sind.
Stilistisch schwebt der Roman zwischen Erzählung und Dokumentation, insbesondere als erzählt wird, wie Stine sich auf die Suche nach Spuren ihres Großvaters aus der DDR-Zeit macht.
Bis zum Schluss ein spannender und auch bedrückender Roman, der wohl auch Aufarbeitung der eigenen Familiengeschichte Anne Rabes ist, die in Wismar aufwuchs.
Anne Rabe. Die Möglichkeit von Glück, Klett-Cotta, 24 Euro