Im kleinen Verlag „Septime“ ist dieses Kleinod erschienen: „Dorf ohne Franz“ von Verena Dolovai erzählt in knappen Worten das Leben von Maria. Aufgewachsen mit den Brüdern Franz und Josef entscheidet sich das Leben von Maria früh: gefangen in den dörflichen, katholischen Ritualen heiratet sie Toni und verdingt sich fortan als Magd und Pflegerin für alle, unsichtbar und still. Sie erzählt selbst und gerade dass Verena Dolovai aus dieser Perspektive sprachlich so nüchtern bleibt, macht das Buch zu einer emotionalen Wucht. Immer wieder stellt sich die Frage, wie jemand so behandelt werden kann, ohne wirklich aufzubegehren oder Rettung zu erfahren.
„Wir fahren zum Hof, Papa steht vor der Einfahrt. Mama und ich steigen aus und Papa sagt zu mir, es werde immer schlimmer mit ihr. So geht das nicht weiter. Du musst dich mehr um sie kümmern. Mama geht ins Haus hinein. Ich sage: Ja, ich werde mich besser um sie kümmern, aber jetzt muss ich in den Gasthof zurück, Abendessen vorbereiten. Anna und Ferdinand brauchen mich. Papa dreht sich um und verschwindet auch drinnen. Nicht einmal Auf Wiedersehen oder Danke oder irgendetwas sonst kommt aus seinem Mund.“
Als Maria ihren Mann Toni eines Tages regungslos am Boden findet, eröffnet sich ihr zum ersten Mal die Chance, ein eigenes Leben zu beginnen. So wie ihr Bruder Franz es als junger Mann bereits getan hat. Franz, der Einzige in ihrem Umfeld, der jenseits der eingefahrenen Bahnen dachte und handeln musste.
Ein wirklich besonderes Buch in der Menge der Land-und Dorf-Romane.
Verena Dolovai Dorf ohne Franz, Septime Verlag, 19,50 Euro