Dieser Roman erzählt auf unspektakuläre Weise von einer dysfunktionalen Familie irgendwo in Schweden. Die drei Brüder treffen sich nach dem Tod der Mutter im alten Sommerhaus der Familie wieder und versuchen, die Wunden der Verganganheit zu heilen. Reden war nichts, was sie in der Familie gelernt hätten und die Traumata aus der Vergangenheit sind nichts, was sie als beredenswert erleben können. Durch den Tod der Mutter scheint sich dies zu ändern. Auf zwei Zeitebenen erzählt Schulman von den Sommern der Vergangenheit, meist aus Sicht des mittleren der Söhne, Benjamin, der als Kind die Rolle des Stimmungshüters übernommen hatte. Wir folgen den Brüdern durch, auch unbeschwerte, Tage am See, beim Spielen, im Wald. Immer wieder irritieren aber die Eltern, die, oft dem Alkohol zusprechend, unberechenbar sind, auch untereinander offenbar ein merkwürdiges Verhältnis pflegen. All das wird nicht effektheischend erzählt, es begleitet beim Lesen und erzeugt ein tiefes, kaum beschreibbares Verständnis für eine Familie, die nicht total kaputt ist, aber doch soviel Kaputtheit in sich trägt, dass die Kindheit der drei Brüder keine gute Basis für ein gesundes Erwachsenenleben bildet.
Die Verbindung aus unbeschwertem Sommerleben und den tief sitzenden Problemen bewirkt, dass das Buch keineswegs niederschmetternd tragisch wirkt, eine erstaunliche Leistung des Autors.
Ein beeindruckendes Buch, das Lust auf mehr von Alex Schulman macht.
Alex Schulman, Die Überlebenden, aus dem Schwedischen von Hanna Granz, dtv 13 Euro