Lousie Erdrich erzählt hier entlang der Terminationspolitik der USA in den 1950er Jahren das Leben in einem Reservat in North Dakota. Anhand der Figur des Nachtwächters einer Firma, Thomas, berichtet sie episodisch von der Alltagswelt des Turtle Mountain Band of Chippewa -Stammes, der sich gegen die Assimilierung, die durch die geplante Auflösung des Reservates angestrebt wird, stemmt. Die täglichen Verrichtungen, das Engagement gegen die Pläne der Regierung und das Familienleben bestimmen den Ton des Romans, der, ohne eine Heldenepik zu konstruieren, der indigenen Bevölkerung Sichtbarkeit verschafft. Erdrich selbst hat eine indigene Mutter und widmet sich in ihren Büchern, für die sie vielfach ausgezeichnet wurde, dem Leid der Indianer. Für „Der Nachtwächter“ hat sie den Pulitzer Prize 2021 verliehen bekommen.
Ein spannender und schöner Roman, der in die Weiten Montanas entführt und mich persönlich ein bisschen an die Romane von Elizabeth Strout erinnert. Auch diese widmet sich dem einfachen Leben auf dem Land, allerdings sind bei Erdrich die Themen tiefer ausgeleuchtet und gehen über das Persönliche hinaus.
Louise Erdrich, Der Nachtwächter, Aufbau Verlag, 24 Euro