Ganz anders als erwartet, viel schräger und über jede real erwartbare Entwicklung hinausgehend, ist die Geschichte von Mira im Roman „Die Gerissene“ von Eva Schörkhuber. Mira macht sich aus dem WG-Leben ihrer Eltern auf und geht nach Marseille, wo sie schnell eine Wohnmöglichkeit in einem abrissmäßigen Haus findet und auch eine Idee entwickelt, wie sie zu Geld kommen kann. Hier stutzt die Leserin und begreift dann, dass es in diesem Roman gar nicht um eine reale Biografie geht, sondern um eine Mira, die übergeordnet nach Wahrheit im Leben sucht und der die Autorin jede Hilfe zuteil werden lässt, die es braucht. Nach einer Weile wird es Mira denn auch trotz des großen Erfolges ihrer Upcycling-Klamotten langweilig und sie reist nach Oran, wo sie Miniröcke näht und weiter nach einem Sinn sucht, um auf ihrer Suche als nächstes in der Sahara zu landen, wo sie sich einer Reisekarawane anschließt und in einem Flüchtlingscamp mitarbeitet. Auch hier bleibt sie nicht lange, sondern macht sich auf nach Havanna, wo sie hofft, eine echte Revolution zu finden und sehr enttäuscht wird. Sie wäre nicht Mira, wenn sie nicht die nächste Chance am Schopfe packen würde, um aus der Welt eine bessere zu machen.
Wir reisen hier also mit einer zeitgenössischen Schelmin über den Erdball und sind wieder und wieder überrascht ob des Weges, den Mira einschlägt und der vielen Fähigkeiten, die sich sich aneignet und nutzt.
Sehr witziger und höchst ungewöhnlicher Roman.
Eva Schörkhuber, Die Gerissene, edition atelier, 22 Euro