Unterwegs

Rachel Cusk, Outline

Ein faszinierender Roman, elegant und fast unscheinbar – wenn nicht das herrliche Titelblatt so verführerisch leuchtete. Eine Frau reist nach Athen, um dort einen Schreibkurs zu geben. Bereits auf dem Flug hört sie sich die Geschichte Ihres Sitznachbarn an, den sie in Athen dann mehrfach wiedertrifft. Er berichtet vom Scheitern, vom Zurechtkommen mit den nicht eingelösten Versprechen des Lebens und sie hört zu, gelegentlich kommentierend. So sind alle ihre Begegnungen mit den Menschen, die sie trifft: sie hört zu, die anderen erzählen von ihren Träumen, ihren Visionen, Abgründen und Lieben. Die Erzählerin selbst nimmt hin und sagt wenig, wie ein Gefäß stellt sie sich den anderen Menschen großzügig zur Verfügung. Das ist faszinierend zu lesen, obwohl es kaum eine Handlung gibt. Die Erzähltechnik fasziniert für sich allein. Nie wird die Erzählerin zynisch im Angesicht all der Narzissmen und auch Unaufrichtigkeiten, die durch das Erzählte hindurchscheinen. Das macht sie so sympathisch und das Buch auf gewisse Weise wohltuend und überaus spannend dazu.

Suhrkamp Taschenbuch, 11 Euro, aus dem Englischen von Eva Bonné