Ein gleichzeitig trauriger und wunderschöner Liebes- und vor allem Freundschaftsroman ist das Buch „Lichte Tage“ von Sarah Winman.
Ellis und Michael kennen sich seit ihrem zwölften Lebensjahr, beide muttterlos in der Obhut der großherzigen Mabel aufwachsend. Michaels Mutter verließ die Familie, Ellis´ Mutter Dora stirbt, als die Jungs etwa 14 Jahre alt sind, so dass Michael ein zweites Mal eine ihm wichtige Frauenfigur entbehren muss. Ellis ist der Zeichner, Michael der Schreibende, beide sind der Poesie und der Schönheit verbunden. Begonnen hat all dieses mit einem Gemälde, dass Dora im Wohnzimmer aufgehängt hatte und vor dem sie immer wieder stand und scheinbar Energie geschöpft hat.
Sehr zart wird beschrieben, wie die beiden Jungs sich gegenseitig entdecken und so einen Teil der Entbehrungen heilen können. Mit 19 verreisen sie nach Südfrankreich, wo sie ganz sie selbst sein und bei sich leben können. Doch ihre weitgreifenden Lebensplanungen, aus dem Mut eines Sommers heraus gesponnen, verlieren sich und sie kehren zurück nach England, wo jeder zunächst seiner Wege geht. Dann heiratet Ellis Annie und alle drei bilden eine unauflöslich scheinende freundschaftliche Einheit, die dennoch auseinandergerissen wird.
Winman erzählt diese Geschichte aus Ellis und aus Michaels Sicht in verschiedenen Zeitebenen. Der Beginn des Romans lässt nicht vermuten, dass wir es hier mit einem Leben zu tun haben, das so lockere und leichte Zeiten bereithielt und für Ellis dennoch so hart weitergegangen ist, dass er sich in sich zurückzieht und zu niemandem mehr einen richtigen Kontakt knüpfen mag. Die Nebenfiguren haben es mir besonders angetan, denn sie sind sorgfältig und fein beschrieben. Überhaupt lädt der Roman dazu ein, sich ganz hineinzugeben, die wunderschönen Landschaftsbilder und Stimmungen zu genießen, von denen Winman erzählt und die Freundschaft zu fühlen, die die drei Hauptfiguren verbindet.
Sommerleseempfehlung!
Sarah Winman, Lichte Tage, Übersetzung Elina Baumbach, Klett Cotta, 22 Euro