Noch ein Debütroman, der es auf die Shortlist für den Deutschen Buchpreis 2019 geschafft hat: Miku Sophie Kühmel, Kintsugi, erschienen bei S. Fischer.
Erzählt wird die Geschichte eines schwulen Paares aus Berlin, Max und Reik, der eine Archäologe, der andere berühmter Künstler, die das zwanzigjährige Beisammensein in ihrer Ferienhütte in der Uckermark ganz im Stillen begehen wollen. Eingeladen sind nur der Freund aus Jugendtagen, der Pianist Tonio und seine Tochter Pega, die, mittlerweile selbst erwachsen, von den drei Männern erzogen wurde. Das erzählte Wochenende entblößt nach und nach die komplexen Verbindungen der vier untereinander und die Schwierigkeiten von Max und Reik, die als Traumpaar gelten und die nach außen absolut perfekt aufeinander eingespielt auftreten. Sprachlich wechselt Kühmle zwischen kurzen Dramoletten, auktorialer Erzählweise und Ich-Erzählern.
Sie beherrscht vieles und alle Figuren sind interessant, auch bemerkt man die gute Bildung, die Kühmel zu bieten hat, in vielen Details, denen sich der Roman widmet.
Leider fehlt mir eine Aussage. Alle Figuren klingen gleich, ob es die jugendliche Pega ist oder der vierzigjährige Max. Warum will Kühmel uns diese Geschichte erzählen, wo liegt die Frage, der sie nachgeht? Das Buch liest sich gut, macht neugierig auf das, was folgt, aber gibt keine Anworten.
Diesem Buch den Buchpreis zu geben, fände ich persönlich verwunderlich.
Kühmel, Kintsugi, S.Fischer Verlag, 21 Euro