„Gym“ – ein beinahe gruseliger Roman von „Verena Kessler“

Verena Kessler, bekannt durch ihren Roman „Eva“ https://prosa-buchladen.de/verena-kessler-der-neue-roman-eva-verhandelt-die-grosse-frage-der-mutterschaft-besonders-gelungen/ hat mit „Gym“ einen knappen, aufwühlenden Roman geschrieben, der die Leserinnen und Leser in eine Welt entführt, die aus den Fugen gerät. Warum? Weil die namenlose Protagonistin schon zu Beginn ihrer Anstellung in einem Fitnesstudio durch eine krasse Behelfslüge den Rahmen setzt. Nein, sie hat nicht deswegen einen schlaffen Körper, weil sie gerade entbunden hat – sie hat kaum Muskeln, weil sie jahrelang eine erfolgreiche Schreibtischtätigkeit ausgeführt hat, die sie verloren hat, weil „die Pferde“ mit ihr durchgingen. Das wird verständlich, wenn der Roman weiter voranschreitet.

Sie fängt an, selbst zu trainieren statt nur zuzuschauen – eine Mittrainierende ist aber weitaus „besser“ als sie selbst und so beginnt eine Spirale, die als Lesende schwer zu ertragen ist. Die Obsession, besser zu werden als die Konkurrentin, zeitigt extrem krasse  Handlungen und endet natürlich im absoluten Exzess, das wird bereits am Anfang deutlich.

Verena Kessler verarbeitet in diesem angenehm knappen Text viele Fragen unserer Gesellschaft: Körperbild, Konkurrenz, Selbstoptimierung, aber auch, am Rande, Fragen nach der Prägung durch die Herkunft. Letzteres sehr geschickt eingebaut.

Ein sehr beeindruckender Roman, der Gänsehaut erzeugt durch einen scharfen, ja gnadenlosen Blick auf einen Ausschnitt unserer heutigen Welt.

Unbedingt lesen!

Verena Kessler, „Gym“, Hanser Berlin, 23 Euro