Gerbrand Bakker ist ein niederländischer Autor, den viele vielleicht von den Büchern „Der Umweg“ oder „Oben ist es still“ kennen. Seine Protagonisten sind stets schweigsame, tiefgründige Figuren, die erst durch die fortschreitende „Handlung“ sichtbarer und fassbarer werden.
So auch im neuen Roman, in dem Simon, ein Enddreißiger, im Mittelpunkt steht. Simon hat den Salon seines Opas geerbt und arbeitet so wenig wie möglich. Der Salon und die darüber liegende Wohnung gehören ihm, er braucht nicht viel. Eines Tages bittet seine Mutter ihn, den Schwimmkurs mit den Behinderten zu begleiten, da ihre Freundin Henny auf die Kanaren ausgewandert ist. Simon lässt sich breit schlagen und lernt so Igor kennen, einen jungen Mann, der nicht spricht.
Parallel dazu fängt er an, sich mit dem Tod seines Vaters zu beschäftigen, der 1977 bei einem Flugzeugunglück auf Teneriffa ums Leben gekommen ist. Dieses Unglück hat es wirklich gegeben und Simon hat noch nie darüber nachgedacht, da seine Mutter nicht darüber sprach, als er ein Kind war. Er war noch gar nicht geboren, als dieses Unglück passierte. Ein Kunde von ihm ist Schriftsteller und fängt an, die Geschichte des Vaters aufzuschreiben.
Die Verbindung aus Simons Nachdenken, seinem Leben, Igor und dem Schreiben des Autoren entwickelt sich aufs Feinste zu einem gekonnt verknüpften Roman, der ohne viele Erläuterungen auskommt, sondern seinen Figuren Raum lässt.
Ein Hochgenuss, dieses Buch.
Gerbrand Bakker „Der Sohn des Friseurs“, Suhrkamp Verlag, 25 Euro