Ein richtig toller Roman ist „Zebras im Schnee“ von Florian Wacker. Im Zentrum des Geschehens stehen Ella, eine angehende Forografin und Franziska, eine angehende Malerin. Beide Anfang Zwanzig, kosten sie das wilde Leben der Zwanziger Jahre voll aus und nehmen sich die Freiheiten, die sie brauchen. In Frankfurt tobt genauso das Leben wie in Berlin, die Freiheit der Frauen ist in dieser kurzen Zeitspanne zwischen 1925 und 1933 auch deutlich größer. Ella und Franziska kennen sich seit Kindertagen und sind engstens miteinander verbunden. Zu Beginn des Romans schenkt Franziska Ella eine Leica, die erste richtig gute Kleinbildkamera der damaligen Zeit, die Franziska von ihrem Vater bekommen hat und selbst nicht nutzen will. Sie meint, dass Fotografie nicht wirklich Kunst ist – dennoch wünscht sie sich, dass Ella ihr Talent auslebt und was draus macht.
Eingerahmt ist diese Geschichte von einer Story, die 1997 spielt und in New York beginnt. Dort lebt der Sohn Franziskas, Richard, der eine Ausstellung zur „Frankfurter Schule“ kuratieren soll. Die „Frankfurter Schule“ war eine Bauhaus-nahe Architektur-Richtung, die in den Zwanziger Jahren in Frankfurt neue Arten von Wohnraum schuf. Auf einer Fotografie entdeckt Richard seine Mutter, das Bild wurde von einer Ella Burmeister aufgenommen, von der er noch nie gehört hat. Bei einem Kongress in Frankfurt macht sich Richard auf die Suche nach dieser unbekannten Ella und bekommt Hilfe von Thomas, einem Frankfurter, der gleich „Feuer und Flamme“ ist von dieser Entdeckung.
Ella und Franziska, Thomas und Richard – beide Freundschaften gehen über das nur Freundschaftliche in angedeuteter Weise hinaus, was den Roman nochmal extra spannend macht, da es im Vagen bleibt und doch präsent ist.
Ein ganz wunderbares Buch, dessen zwei Geschichten sich fein ineinanderfügen und der eine Menge erzählt aus zwei weit auseinanderliegenden zeitlichen Epochen und doch die Gemeinsamkeiten aufdeckt im menschlichen Zusammensein.
Florian Wacker „Zebras im Schnee“, Berlin Verlag, 24 Euro