Feine Ironie

Dieses Buch ist bereits in den 1980ern erschienen und wurde 1984 mit dem Booker Prize ausgezeichnet. Die Autorin Anita Brookner ist aber erstaunlicherweise nie zu einer ganz berühmten Autorin geworden -umso größer ist meine Freude, dass dieser wunderbare Roman nun wieder aufgelegt wird.

Was es zu bieten hatte, war eine milde Form von Asyl, garantierte Stille und der Schutz und die Diskretion, die mit Untadeligkeit einhergehen. Da diese Qualität einer überraschenden Zahl von Leuten ganz und gar nicht anziehend erscheint, war das Hotel du Lac gewöhnlich halbleer und beherbergte zu dieser Jahreszeit am Ende der Saison nur noch eine Handvoll Gäste, bevor es den Winter über schloss. (S. 25)“

Edith Hope, Verfasserin seichter Liebesromane wird in das Hotel du Lac verbannt, nachdem sie sich in London eines „Fehlverhaltens“ schuldig machte. Statt ihren neuen Roman zu schreiben, lässt sie sich von den anderen Gästen ablenken. Wir erfahren ihre Beobachtungen, schön englisch zurückhaltend formuliert, und erst spät im Roman auch den Grund für das erzwungene Asyl.

Ein feiner, spöttischer, leicht ironischer Roman, der höchstes Lesevergnügen verspricht.

Der Klappentext und das der Neuauflage zugefügte Vorwort von Elke Heidenreich sollte besser nach der Lektüre des Buches gelesen werden. Die Quintessenz des Romans wird von Letzterer natürlich ganz wunderbar erfasst, aber es ist viel schöner, einen eigenen Erkenntnisprozess zu durchlaufen und sich die Überraschungsmomente des Romans nicht entgehen zu lassen.

Anita Brookner, Hotel du Lac, Eisele Verlag, 11 Euro