Daniela Krien zählt zu meinen Lieblingsautorinnen, ihr neues Buch hat mich wieder begeistert und es freut mich, dass es auf der Longlist gelandet ist.
Das Vorgängerbuch „Der Brand“ habe ich ebenfalls sehr geschätzt, ein großer Erfolg war es aber erstaunlicherweise nicht – im Gegensatz zu „Die Liebe im Ernstfall“.
Linda hat ihre Tochter bei einem Autounfall verloren und kann überhaupt nicht wieder zurück ins Leben finden. Ihr Mann Richard geht anders damit um – als bei Linda Krebs diagnostiziert wird, wird er wieder lebendig und recherchiert und kümmert sich. Linda dagegen empfindet die Krankheit fast als irrelevant und schon gar nicht als Aufforderung, um das eigene Leben zu kämpfen. Sie fühlt zwischen sich und der Welt nur noch eine gläserne Wand.
Daniela Krien erzählt die Geschichte keineswegs bedrückend oder tragisch betont, sondern hält in jedem Moment durch die Aufrichtigkeit des Erlebens den Faden zum Leben aufrecht.
Linda unterschreibt einen Mietvertrag für einen alten Hof außerhalb Leipzigs und zieht dort ohne Richard ein. Dieser versteht sie zwar nicht und beginnt auch eine Beziehung mit einer Freundin der Beiden. Dennoch bleiben sie verbunden.
In einigen Passagen verknüpft die Autorin die Geschichte von Trauer und Aufrichtung mit Stücken deutscher Geschichte von den Wendejahren bis zu den Fluchterlebnissen aus Ostpreußen rund um Lindas Hof. Das ist sehr spannend. Außerdem ist es beeindruckend, mit welchem psychologischen Feingefühl Krien der Lähmung Lindas nachspürt. In mehreren Phasen, auch mithilfe eines anderen Kindes, verabschiedet Linda sich von ihrer Trauer und kehrt nach Leipzig zurück. Der Schluß ist versöhnlich und wohltuend.
Ein ganz wunderbarer und weiser Roman.
Daniela Krien „Mein drittes Leben“, Diogenes Verlag, 26 Euro