In Dänemark war dieses Buch eines der erfolgreichsten der letzten Jahre. Und tatsächlich, das Lesen der Geschichte um die kleine Familie mit Vater, Mutter und kleinem Sohn, ist humorvoll und trotzdem tiefgründig mit etlichen schönen Sätzen, die es lohnt, ein weiteres Mal zu lesen. Außerdem hat das Buch eine sprachliche Musikalität, die den Text schwingend macht, was natürlich der beeindruckenden Übertragung von Hinrich Schmidt-Henkel geschuldet ist. Dazu tragen auch die wunderbar zu lesenden, eingestreuten Gedichte, die gesungen werden können, bei.
Die junge Mutter, namenlos wie ihr Sohn es anderthalb Jahre bleibt („Ein Name ist eine große Verantwortung.“) versucht, ihren Führerschein zu machen und in der Internatsschule, in die sie mit ihrem Freund, der dort als Lehrer arbeitet, eingezogen ist, Fuß zu fassen. In Westjütland ticken die Menschen anders als sie es gewohnt ist, sie nennt den Landstrich den Ort der „kurzen Sätze“. Selbst hingegen sagt sie, was aus ihr herauswill und wundert sich, warum sie nicht wirklich ankommen kann, am Ort und bei den Menschen. Diese sind so liebevoll und zugewandt, geduldig und freundlich geschildert, dass es eine Freude ist.
Sehr witzig sind auch die Texte, die sie als „Kummerkasten“ schreibt. Als solcher arbeitet sie bei der örtlichen Zeitung und beantwortet schräge und manchmal auch ganz normale Anfragen der Leserinnen und Leser. Ihre Antworten spiegeln natürlich auch immer ihre eigenen aktuellen Erlebnissse wider und dennoch bekommt sie stets die Kurve, sich dem Anliegen der fragenden Person zuzuwenden. Sehr geschickt und frei und witzig formuliert.
Der Roman atmet viel von der dänischen Leichtigkeit im Umgang miteinander. Die anderen Menschen sagen der Protagonistin zwar, dass ihr Verhalten unangemessen erscheint, aber das tun sie nie besserwisserisch oder zurückstoßend, sondern immmer zugewandt und offen. Es macht sehr viel Spaß zu lesen, wie Umgang miteinander gelingen kann.
Stine Pilgaard, Meter pro Sekunde, übersetzt von Hinrich Schmidt-Henkel, jetzt als Taschenbuch im Kanon Verlag für 14 Euro