Hiromi Goto, Der Chor der Pilze
„Natürlich spricht sie die neue Sprache, auch wenn keiner in der Familie das glaubt. Dabei könnte sie, wenn sie wollte, im Kopfstand Shakespeare zitieren, bis sie Nasenbluten bekommt, behauptet die alte Dame.“
Erzählt wird eine Drei-Generationen-Geschichte einer Familie, die 20 Jahre zuvor aus Japan nach Kanada eingewandert ist. Alte Fähigkeiten, Traditionen und Mythen leben in der Großmutter weiter, die mit ihrer Enkelin auch auf telepathische Weise kommuniziert – vor allem dann, als sie, die Großmutter, verschwindet.
„Der Chor der Pilze“ beschäftigt sich in aufregender, fast experimenteller Weise mit kultureller Identität, Feminismus, Rassismus und der Frage nach dem „Ankommen“. Wann ist jemand angekommen und darf jemand erst wieder weiterziehen, wenn er angekommen ist? Das meint Keiko, die Enkelin, ganz am Schluss des Romans, der sehr schwebend beginnt und sich immer mehr in Richtung Kanada, der neuen Heimat, und dem damit verbundenen ganz anderen, eher materiellen Leben entwickelt. Großartig!
Hiromi Goto, geboren 1966 in Japan (Präfektur Chiba), kam 1969 mit der Familie nach Kanada. Für „Chor der Pilze“ erhielt sie 1995 den Commonwealth Writersʼ Prize Best First Book (Canada and Caribbean Region), außerdem den Canada-Japan Book Award. Goto schreibt auch Kinder- und Jugendbücher, zuletzt „Darkest Light“. Sie lebt in Vancouver.
Cass Verlag, 22 Euro, aus dem Englischen von Karen Gerwig