»Was für ein Debüt! Immerzu möchte man diese Eva gleichzeitig würgen und küssen – sie geht mir nicht mehr aus dem Kopf.« Joachim Meyerhoff
„Die Polizei hat sie hergebracht, in die psychiatrische Abteilung des alten Wiener Spitals. Nun erzählt sie dem Chefpsychiater Doktor Korb, warum es so kommen musste. Sie spricht vom Aufwachsen in der erzkatholischen Kärntner Dorfidylle. Vom Zusammenleben mit den Eltern und ihrem jüngeren Bruder Bernhard, den sie unbedingt retten will. Auf den Vater allerdings ist sie nicht gut zu sprechen. Töten will sie ihn am liebsten. Das behauptet sie zumindest. Denn manchmal ist die Frage nach Wahrheit oder Lüge selbst für den Leser nicht zu unterscheiden. In ihrem fulminanten Debüt lässt Angela Lehner eine Geistesgestörte auftreten, wie es sie noch nicht gegeben hat: hochkomisch, besserwisserisch und zutiefst manipulativ.“ Hanser Verlag
Als Leserin bin ich sofort eingenommen von Eva und habe eher den Eindruck, dass sie eigentlich ganz nachvollziehbar handelt und denkt. Ok, etwas drastsich die Formulierungen, recht aggressiv und unkontrolliert die Reaktionen und die Zwanghaftigkeit, mit der sie ihren Bruder Bernhard, der auch im Spital ist und sie unbedingt nicht sehen will, retten will, sind schon auffällig. Allerdings: Psychiater Korb wirkt auch eher wie jemand, der mal dringend Hilfe braucht, vielleicht eine ordentliche Supervision oder so.
Das Ende ist ganz großartig und vollkommen unvorhersehbar, ich hatte sehr viel Freude an diesem Buch, das auch sprachlich eine breite Palette an Möglichkeiten präsentiert.
Angela Lehner ist 1987 in Klagenfurth geboren und steht mit diesem Roman auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis.
Angela Lehner, Vater uns, Hanser Berlin, 22 Euro