Nicht immer bin ich begeistert von Elke Heidenreichs Büchern, aber das heute erschienene „Altern“ ist herrlich!
Aus Sicht der nunmehr 81-jährigen beschäftigt sich die Belesene mit den Stadien des Älterwerdens, nicht ohne immer wieder passende Zitate aus einem der unzähligen von ihr gelesenen Büchern einzufügen. Das alleine macht schon Spaß. Gleich der Anfang des Buches ist herrlich: sie schreibt auf jeweils etwas mehr als einer Seite eine Kürzest-Autobiografie. Beide sind sehr unterschiedlich und darin liegt der Witz – es gibt immer mehrere Wege, sich die eigene Vergangenheit anzusehen.
Im Buch wird dann schon deutlich, dass Elke Heidenreich eine weniger schöne Kindheit verlebt hat und auch als Erwachsene nie eine wirklich gute Beziehung zu ihrer Mutter hatte.
Umso beeindruckender, wie erfolgreich ihr Leben verlaufen ist und wie viel Freude sie noch heute an dem hat, was sie von Kindheit an begleitet: Bücher. Man möchte einmal in ihre Wohnung schauen, um die enorme Anzahl dieser zu erfassen.
Auf ihre eigene, sehr schnoddrige und auch durchaus ungnädige Art versäumt sie es nicht, sich über heutige Gepflogenheiten lustig zu machen oder diese als unsinnig zu verwerfen, ganz wie es die Alten gerne tun. Denn als „alt“ erlebt sie sich durchaus, jenseits der 80.
Offenbar scheint diese Zahl eine Art Grenze zu sein zwischen „älter“ und „alt“ und da hilft es auch nicht, wie das gefühlte Alter ist. Bei aller Schnoddrigkeit und bei allem Witz ist dieses Buch also auch eine Hinwendung zu den Realitäten, wie sie sich einer Achtzigjährigen auch dann zeigen, wenn sie noch so vielfältig beschäfitg ist wie Elke Heidenreich. Und eines nimmt eine jüngere Person wie ich mit: rechtzeitig Ideen für´s Alter entwickeln und dann alles auf sich zukommen lassen, das scheint eine gute Vorgehensweise zu sein.
Unbedingt lesen!
Elke Heidenreich, „Altern“, Hanserberlin, 20 Euro