Südfall. Ein englischer Bomberpilot im Zweiten Weltkrieg überlebt als einziger seiner Crew den Abschuss und Absturz seines Flugzeugs über dem nordfriesischen Wattenmeer, 1944. Er weiß, dass er im Watt schnell von der Flut überrascht werden kann und macht sich schließlich bemerkbar. Eine alte Dame findet ihn und nimmt ihn mit auf ihre Hallig „Südfall“. Dort könnte er bleiben, aber es treibt ihn nachhause zu seiner Claire. Immer wieder packen ihn seine eigenen Dämonen.
So macht sich Dave, so heißt der Pilot, auf den Weg an der Küste und den Deichen entlang nach Norden, nach Dänemark, wo er hofft, ein Boot nach England finden zu können. Leider müssen wir als Lesende nun die beiden skurrilen Damen auf der Hallig verlassen.
Auf seinem Weg trifft Dave auf verschiedene Menschen, manche helfen ihm, manche nicht, doch hat jeder eine eigene Geschichte. Die Geschichten hätte ich manches Mal, genau wie die der alten Hallig-Damen, gerne weiterverfolgt. Genau diese Abschiede machen das Buch aber auch so prall und spannend – wir begleiten Menschen ein Stückchen und verlassen sie wieder, so wie Dave, der sich tatsächlich bis nach Dänemark und letztlich bis nach England durchschlägt. Wie das ausgeht, bleibt, wie die vielen anderen Lebensgeschichten, ein bisschen offen.
So nüchtern wie die Landschaft ist, durch die Dave sich schlägt, erzählt Knöppler diese Fluchtgeschichte: knapp, trocken und voll mit kleinen Details. Jede einzelne der Figuren könnte für sich einen Roman füllen, schien mir. Das machte den Roman bis zum Ende sehr spannend und vielseitig.
Ein ruhiges, durchaus melancholisches Buch, das ich sehr empfehle.
Florian Knöppler, Südfall, Pendragon Verlag, 24 Euro