In den vierziger Jahren des letzten Jahrhunderts beweist Rosa, wie man als Frau ganz alleine einen Hof durchbringt, nachdem der Mann verstorben ist. Die Bauernschaften in dem abgelegenen Bergtal Südtirols staunen und müssen anerkennen, dass Rosa, trotz der obendrein noch extrem schlechten Lage ihrer Felder am Rande des Tals, weiß, wie sie dem Boden durch viel landwirtschaftliches Wissen ein Maximum abringt. Sie erweitert ihre Kenntnis der Zusammenhänge in der Natur durch genaue Beobachtung – diesem Tun Rosas widmet sich der Roman so intensiv wie angenehm, es regt zum Nachahmen an. Ihr Sohn Sepp ist der Leidtragende ihrer strengen und unnachgiebigen Hinwendung zur Arbeit, die naturgemäß nie aufhört auf so einem Hof.
Zwei Generationen weiter sind Enkel Hannes und seine Frau Franziska auf Feriengäste angewiesen, um den Hof zu halten. Rosas Sohn beobachtet schweigend ihr Tun, redet nie ein Wort zuviel und bekommt doch alles genau mit. Als ein Unglück geschieht, muss er sich aus seiner Einsamkeit herausschälen und Verantwortung übernehmen.
Packend sind die Schilderungen der Natur, der unausweichlichen Verbundenheit des Menschen mit der rauen Welt der Berge und der Landwirtschaft. Den Menschen widmet Kubsova genau so viel Zuwendung wie nötig ist, um sich in sie einfühlen zu können und als Lesende doch noch Raum zu behalten für die eigenen Interpretationen des Beschriebenen.
Mich hat besonders die Wahrnehmung und Beschreibung der feinen Zusammenhänge in der Pflanzen- und Tierwelt beeindruckt und, daraus folgend, das Einwirken auf das Leben der Menschen.
Sommerliche Lesefreude mit Tiefgang und meine Empfehlung für die warmen Tage.
Jarka Kubsova, Bergland, Goldmann, 12 Euro