Eine interssante Mischung der Stile verspricht der neue Roman von Percival Everett. Die Ermittlungsbemühungen dreier schwarzer Special Agents im Falle mysteriöser Morde an Weißen im Ort Money, Mississippi, gerät zu einem satirisch anmutenden Ritt durch sämtliche amerikanischen Detective-Filme, die aus den 1970 und 1980er Jahren bekannt sind. Allein die mit gesundem Zynismus ermittelnde weibliche Agentin ist es schon wert, sich den dreien zu widmen. Ständig zitiert Everett also aus diesen Filmen in der Beschreibung von Verhalten und Auftreten sowohl der Detectives als auch der Familien und Mitmenschen der zutiefst rassistisch geprägten Gesellschaft in Money.
Die eigentlichen Morde sind mysteriös, neben den brutal getöteten und verstümmelten, höchst unsympathischen, Weißen liegt jeweils die verkrümmte und kaum erkennbare Leiche eines schwarzen Jungen: bald wissen die Detectives, dass der Schwarze wie Emmett Till aussieht, der Jahre zuvor einem Lynchmord zum Opfer gefallen ist.
Nun kommt Mama Z ins Spiel, die seit 1913 alle Lynchmorde an Schwarzen dokumentiert hat, 7000 Schwarze fielen den Morden durch Weiße anheim. Diese Geschichte ist furchtbar, die Morde sind schwer auszuhalten in ihrer ganzen Brutalität und dennoch musste ich auch oft lachen, weil die Umstände, unter denen ermittelt sind, so witzig beschrieben sind. Komischerweise gelingt es dem Autoren, die Dramatik der (fortbestehenden) rassistischen Struktur der amerikanischen Gesellschaft, ohne dass es unpassend wirkte, mit seiner Art der Satire zu verknüpfen.
Ein wirklich lesenswerter Roman, der ein bisschen an den Suspense eines H.P. Lovecraft erinnert.
Percival Everett, Die Bäume, Übersetzung von Nikolaus Stingl, Hanser Literaturverlag, 26 Euro