Roy Jacobsen hat mit „Die Unsichtbaren“ ein gewaltiges Epos geschaffen.
Eine winzige Insel in den Schären Norwegens, Barroy, bildet den Mittel- und Ausgangspunkt einer Reise durch die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts. Norwegen ist noch nicht vom Ölreichtum geflutet, die Menschen leben von dem, was sie mit ihren Händen erwirtschaften können. Ingrid Barroy wächst mit Eltern und Opa und Tante auf Barroy auf, der Vater fährt den Winter über auf die Lofoten zum Fischfang, die Familie bestellt die Insel und lebt von dem, was der Boden und die See hergeben. Das Leben ist hart, aber gut, denn es geht weiter. Immer wieder schafft es Ingrids Vater, eine Verbesserung für die Insulaner zu bauen, ob das ein Anbau ist oder ein vernünftiger Kai, den auch die Milchlinie anfahren kann.
Der schwere Alltag während der Kriegsjahre, Themen sind Vergessen und Erinnern und der Kampf um einen Neuanfang nach dem Weltkrieg, Thema ist hier Misstrauen, werden in den zwei anderen Teilen der Trilogie erzählt. Jacobsen setzt der vergessenen Generation ein Denkmal, beschreibt deren harten Alltag und erschüttert mit Beschreibungen der Ereignisse in der Zeit der deutschen Besatzung.
Ich habe lange kein so vielfältiges und grandios geschriebenes Buch gelesen. Der erste Teil hat mich sehr an die „Landstreicherromane“ von Knut Hamsun erinnert, der sich in in diesem Buch ebenfalls dem harten Leben der Norweger angenommen hat, die mittels Fischfang quasi von der Hand in den Mund gelebt haben.
Roy Jacobsen, Die Unsichtbaren, Inselsaga, Übertragen aus dem Norwegischen von Gabriele Haefs und Andreas Brunstermann, Suhrkamp Taschenbuch, 16 Euro