Ein sehr besonderer Roman ist das Buch von Yulia Marfutova „Der Himmel vor hundert Jahren„. Erzählt wird die Geschichte eines abgelegenen Dorfes um das Jahr 1918, das von der russischen Revolution erstmal nichts mitbekommt und nur über einen geheimnisvollen Besucher ganz allmählich den Wandel der Zeit erfasst.
Das Besondere ist die poetisch-leichte Sprache, mit der Marfutova die Schlichtheit des bäuerlichen Lebens erzählt. Es gibt wohl nur zwei Arten der Sprache: das Schweigen und die Geschwätzigkeit. Ganz fein tariert sie das Verhältnis von Magie und Moderne aus, verbindet das Nahe und das Ferne. Man scheint der russischen Seele näherzurücken durch die Lektüre dieses Buches. Im Ton hat mich das Buch übrigens an den Roman von Alina Bronsky erinnert „Baba Dunjas letzte Liebe“.
Yulia Marfutova, Der Himmel vor hundert Jahren, Rowohlt Verlag, 22 Euro