Barbara Pyms Romane werden im Dumont Verlag neu aufgelegt – nach „Vortreffliche Frauen“ und „In feiner Gesellschaft“ ist jahreszeitlich passend gerade das „Quartett im Herbst“ erschienen.
Es geht um vier Bürokolleginnen und -Kollegen, die in einer offensichtlich kleinen Abteilung einer nicht benannten größeren Firma irgendwelche Arbeiten erledigen, von denen die Leser:innen schon mal gleich ahnen, dass diese nicht so richtig wesentlich sind. Diese unausgesprochene, aber klare Situation bildet den Hintergrund für den Mikrokosmos, in dem sich Norman, Edwin, Letty und Marcia täglich wieder begegnen. In England übliche Verhaltensweisen der 1970er sind noch wesentlich formaler als sie es heute und gar in anderen Ländern üblich sind, so dass alle vier viel voneinander mitbekommen, aber nichts wirklich ausgesprochen wird. Genau wie der Zweck der Tätigkeit der Vier im Dunklen bleibt, vermeiden sie auch konsequent, den oder die Andere mit zu persönlichen Mitteilungen zu belästigen. Es wird gerätselt. Das ist hochwitzig und auch hochtragisch, denn natürlich erfahren wir, was genau bei den Einzelnen vor sich geht, welcher Art ihre jeweilige Einsamkeit ist, welche Verbindungen sie zu anderen Menschen haben und wo die Schrulligkeiten liegen. Bei Marcia überwiegt die Tragik am Ende, die anderen Drei jedoch rücken, auch dadurch, näher zusammen, was wirklich tröstend ist.
Ich war einerseits fast schockiert von der drückenden Einsamkeit der Vier und andererseits beeindruckt von der Verlässlichkeit fester gesellschaftlicher Strukturen, die für jeden Menschen einen klaren Platz vorsehen und dadurch auch hilfreich sind. Die sprachliche Genauigkeit und die freundliche, Distanz wahrende Ironie, mit der Pym die Vier schildert, ist köstlich und höchst amüsant.
Nach all den gegenwärtigen Romanen, die ich auch sehr gerne lese, ist dieser Ausflug in die Vergangenheit eine Erholung durch den Humor und die Selbstironie, die Pym ihren Figuren einschreibt.
Barbara Pym, Quartett im Herbst, Übertragung aus dem Englischen Sabine Roth, Dumont Verlag, 20 Euro