Der Norweger Ketil Bjørnstad ist bekannt als Jazzpianist- und komponist. Neben der Musik hat er aber auch viele, wie ich finde, herrliche Bücher geschrieben. Neben Werken zu Edvard Munch oder über „Oda“, die Frau eines norwegischen Malers, die sich im 19. Jahrhundert aus der ihr zugedachten Rolle befreit, hat Bjørnstad auch viele Romane geschrieben, die sich mit ihm selbst oder mit den Themen seines Lebens beschäftigen. Am bekanntesten ist vielleicht die Trilogie über Aksel Vinding, beginnend mit „Vindings Spiel“.
Vor drei Jahren erschien der Titel „Mein Weg zu Mozart“, den ich jetzt erst gelesen habe. Ein hochspannendes Buch, das aus zwei Strängen besteht, die sich durchaus berühren oder Parallelitäten aufweisen. Der eine Strang erzählt nämlich tatsächlich von Bjørnstad selbst, seinem Aufwachsen mit der Musik und seine anfängliche Abwehr Mozarts Werken gegenüber. Erst mit einem Besuch der „Zauberflöte“ ändert sich seine Haltung zu dem Salzburger. Der zweite Strang zeichnet die Lebensgeschichte Mozarts nach. Dabei erzählt der Autor nicht nur, sondern er fügt eine Vielzahl von Briefen hinzu, die sich die Mozarts geschrieben haben auf ihren langen Reisen an die Höfe der damaligen Zeit. Tief tauchte ich in die Welt des 18. Jahrhunderts ein und wurde zurückgeholt, wenn es wieder um Bjørnstad ging und das Oslo des letzten Jahrhunderts. Ein herrliches Buch, das vielfältig und spannend die beiden Lebenswege beschreibt, vieles über Musik zu sagen hat und einen Einblick in die Psyche von Musikern ermöglicht.