Gestern war Johannes Böhme mit seinem Debütroman „Das Unglück schreitet schnell“ bei Prosa zu Gast. Der Autor hat erzählt, wie es zu diesem Roman über seine Großmutter Anny kam, wer Hermann, der erste Mann Annys war, was in der Familie über Hermann erzählt wurde und wie die recherchierten Fakten von diesen Familienlegenden abwichen. Die genaue Recherche zu Hermanns Division und Lektüre aller erhaltenen Briefe, die Hermann an Anny geschrieben hat, bis er 1943 in Stalingrad verblieb, fügen sich zu einem Gesamtbild eines Soldatenlebens der Zeit. Bis heute gilt Hermann als verschollen und auch der Besuch Böhmes dort hat keine neuen Erkenntnisse mehr zu dessen Verbleib zutage gefördert. Ein zweiter wichtiger Aspekt des Buches ist der, dass es in der Literatur sehr viele Bücher gibt, in denen junge, verheizte und geläuterte Soldaten des Zweiten Weltkrieges zu Wort kommen. In Böhmes Roman geht es hingegen um den Soldaten, der seine Pflicht erfüllt, an den Siegen der ersten Kriegsjahre teilnimmt und sich an das Gebot des Schweigens hält. Die Feldpost Hermanns gibt kaum etwas preis über die Grauenhaftigkeiten des Feldzuges. Das wird erst durch die hinzugefügten Aufklärungen des Autors deutlich.
Nach der Lesung entspann sich ein einstündiges Gespräch mit dem Autor und dessen Vater, der an der Veranstaltung teilgenommen hatte und als Sohn von Anny die Veröffentlichung des Romans über seine Familiengeschichte durchaus zwiespältig erlebt. Es war schön, mit welcher Offenheit der Autor dennoch den Fragen der Anwesenden begegnete.