Eine Frage, die sich bestimmt vielen Menschen im Laufe ihres Daseins einmal stellt: was wäre eigentlich, wenn ich ein ganz anderes Leben geführt hätte, eine andere Abzweigung gewählt hätte?
Dieser Idee geht Anne Sauer in ihrem lesenswerten Roman „Das Leben nebenan“ nach.
Zunächst begegnen wir der Mittdreißigerin Toni als städtisch lebender Frau, die seit einiger Zeit einen Kinderwunsch hat, den sie gemeinsam mit ihrem langjährigen Partner Jakob verwirklichen möchte. Das gelingt nicht.
Eines Tages nun erwacht Antonia als Frau ihrer Jugendliebe und Mutter eines Kindes in ihrer Heimatstadt. Ordentlicher Haushalt, Auto vor der Tür, Schwiegermutter in Reichweite, Kind auf dem Schoß.
Das beinahe verwunschene, sehr von Liebe getragene Zweier- Miteinander mit Jakob: einfach verschwunden. Jakob, der Mann, mit dem sie ein Kind wollte: einfach verschwunden. Wie kann das sein und was bedeutet das eigentlich?
Anne Sauer beschäftigt sich in diesem Roman auch mit der eingangs gestellten Frage, aber eigentlich geht es darum, welchen Erwartungen von außen wir eigentlich unterliegen. Ist so ein Kunderwunsch tatsächlich ein eigener, oder geht es auch darum, die Vorstellung der Außenwelt zu erfüllen, die eine Familiengründung mit Mitte dreißig einfach vorsieht? Und ist es so wichtig, den Heimatort zu verlassen, weil man nur dadurch seine Eigenständigkeit beweisen kann? Wer wäre man denn, wenn die Beständigkeit des Ortes das Leben prägte, die Menschen drumherum eine/n schon immer kennen würden?
Das sind viele spannende Überlegegungen, die durch Antonia/ Toni aufgeworfen werden.
Der Roman liest sich schnell und eingängig und macht wirklich Spaß. Daneben noch ein paar Erkenntnisse mitzunehmen schadet ja nicht.
Anne Sauer, „Das Leben nebenan“, dtv, 23 Euro