Was ist denn eine „Gottdemenz“?

Die liegt vor, wenn plötzlich alle gewussten Gebete verschwunden sind,  so wie bei
Elke, einer jungen Pastorin, die in Köln lebt. Sie arbeitet im Hospiz und eines Abends, als sie einer alten Dame das Vaterunser sprechen soll, ist davon kein Wort mehr in ihr. Nicht nur von diesem Gebet ist der Text verschwunden, es fällt ihr kein einziges Gebet mehr ein.
Elke fährt zurück in ihre Heimat, die norddeutsche Provinz, der Ort ihres Aufwachsens, ihrer Jugend.
Es ist immer noch „verkehrt“, nur zu dritt mit den Eltern die Mahlzeiten einzunehmen, denn der vierte Platz, der Platz ihres Bruders bleibt leer. Er schwamm, gemeinsam mit Elkes früherer Freundin Eva, zu weit hinaus auf den See und ertrank. Elke trifft Eva wieder und ganz allmählich erkennt sie, wo sie anfangen muss, um die Worte wieder zu finden und ihren Zweifeln am Glauben richtig zu begegnen. Liebevoll widmet sich die Autorin ihren Figuren, den Wunden und Möglichkeiten, die sich erkennen lassen.
Ein kluger Roman, der vor allem in der ersten Hälfte inhaltlich überraschende Momente wortgewandt und fantasievoll erzählt. Elkes Weg zurück liest sich in der zweiten Hälfte des Romans dann nicht mehr ganz so überraschend, aber dennoch bewegend und immer noch schön.

Tamar Noort, Die Ewigkeit ist ein guter Ort, Kindler 22 Euro