Mia Raben „Unter Dojczen“

Mia Raben wird am 5. September bei uns aus ihrem Roman lesen– ein Roman, der sich eines Themas annimmt, das geflissentlich übersehen wird. Wer pflegt unsere Alten, wenn sie nicht ins Altersheim können oder wollen? Seit vielen Jahren übernehmen das osteuropäische Pflegekräfte, die für wenig Geld, 24/7 in deutschen Haushalten leben und sich der Pflege der Alten widmen.

In ihrem Roman „Unter Dojczen“ geht es um die alleinerziehende Polin Jola, die ursprünglich aus Łódź kommt und schon einige Arbeitsverhältnisse hatte, das letzte besonders schlimm. Nun ist sie auf dem Weg nach Hamburg in eine wohlhabende Familie, die korrekt bezahlt, Jola versichert und ihr ein angenehmes Wohnumfeld bietet. Die zu betreuende Matriarchin der Familie, Uschi, ist kein leichter Fall, aber:

„Sie wusste nach den ersten drei Tagen, dass sie von Frau Uschi keinerlei Schimpftiraden gegen sie als Polin zu erwarten hatte. Das war das Wichtigste. Nein, hier ging es um persönliche Würde. Die Selbstbestimmung einer stolzen Frau, die sich daran gewöhnen musste, auf Hilfe angewiesen zu sein.“

Klassismus, Diskriminierung, all das muss Jola hier nicht befürchten, im Gegenteil. Sie schafft es, Uschi als ebenbürtige Person zur Seite zu stehen, womit niemand gerechnet hat, am wenigsten die Familie, die noch am ehesten vor lauter „politischer Korrektheit“, genau das bewirkt, was Diskriminierung ausmacht. Herrlich geschildert, der Besuch eins häuslichen Sauna-Events, zu der Jola eingeladen wird.

Mit Humor und viel Sinn für Hintergründe und menschliche  Abgründe, schreibt Mia Raben über eine gern übersehene Gruppe von Menschen, die für Menschen da sind.

Wir freuen uns sehr, mehr über die Recherche zu diesem Roman zu erfahren und die Autorin selbst aus diesem lesen zu hören.

Karten gibt es ab sofort: Achtung: vom 16. August bis einschließlich 30. August sind wir im Urlaub, also am besten vorher vorbeikommen.

Mia Raben, Unter Dojczen, Kjona Verlag, 23 Euro