Das war eine echte Überraschung, der Roman „Sladehouse“ von David Mitchell. Der Autor ist sicher einigen bekannt als Verfasser von „Der Wolkenatlas“ oder „Die Knochenuhren“ – allesamt Erfolgsromane und hochgelobt dazu. Allesamt von mir noch nicht gelesen….
Nun also als Anfang „Sladehouse“, den mir ein befreundeter Buchhändler sehr ans Herz legte und ich werde ihm dafür danken. Als Liebhaberin von Edgar Allen Poe kann ich ab und an Gefallen an gepflegtem Grusel finden und in diesem Roman ist es tatsächlich gepflegt und nicht zu düster. Das Geschwisterpaar Norah und Jonah öffnet alle neun Jahre das Sladehouse, indem es zur Sladeallee ein kleines eisernes Törchen platziert, durch das von den Beiden auserwählte Menschen eintreten. Diese betreten eine Welt, die von der Größe her nicht in den Platz zwischen den zwei Straßen passt, die aber andererseits so verwunschen und der Seele wohltuend daherkommt, dass keine der Personen wirklichen Verdacht schöpft. Nun, sie können dann ihre letzendlichen Erkenntnisse niemandem mehr erzählen, weil ihnen diese Welt als Illusion dargeboten wird von den Geschwistern, die in vielerlei Rollen schlüpfen können und beinahe unsterblich und zudem Geistwesen sind und die mit dieser Märchenwelt das Ziel verfolgen, die Seele des Gastes zu bekommen, um weiter „leben“ zu können. Bis es soweit ist, folgen wir Mitchell durch eine jeweils andere illuminierte Welt, die so bezaubernd und märchenhaft wirken wie „Alice im Wunderland“ und zugleich „möglich“ erscheinen. Erst bei dem zweiten Öffnungsprozess erschließt sich ein Teil des Geheimnisses und so folgen wir mehreren Menschen, die ihre Seelen verlieren, gebannt und zart gegruselt. Das ist das Schöne an dem Roman: er ist nicht hart oder brutal oder so schockierend, dass er Träume erzeugt, die unliebsam sind.
„Sladehouse“ ist großartig komponiert und gut geschrieben, eine schöne Lektüre auch für Menschen, die sonst nicht so gerne Schauerromane lesen.
Rowohlt Taschenbuch, 12 Euro