„Eine Seuche in der Stadt“ – der neue Roman von Ljudmila Ulitzkaya

In diesem Buch erzählt Ljudmila Ulitzkaya von einer drohenden Lungenpest-Seuche in Moskau 1939. Die Begebenheit ist nicht fiktiv, sondern hat tatsächlich stattgefunden. Bereits 1978 hat sich die Autorin mit diesem Drehbuchskript für einen Drehbuchgrundkurs beworben, wurde aber nicht angenommen. Man ahnt nach der Lektüre auch, warum. Es geht um den Inlandsgeheimdienst, den NKWD, mit dessen Hilfe die Verbreitung der Seuche erfolgreich verhindert wird. Die Mittel, die der NKWD zu der Zeit anwandte, um unliebsame Menschen „verschwinden“ zu lassen, werden hier benutzt, um Menschen, die Kontakt zur infizierten Person hatten, aufzufinden und zu isolieren. Dabei wird deutlich, wie durchwirkt von Angst die damalige russische Gesellschaft war und dass die „Pest“ noch als das kleinere Übel im Vergleich zur allgegenwärtigen Bedrohung durch Stalins Schergen erlebt wird.
Großartig, gruselig, beklemmend.
Ljudmila Ulitzkaja hat in diesem Jahr den Siegfried-Lenz-Preis verliehen bekommen.

Ljudmila Ulitzkaja, Eine Seuche in der Stadt, Hanser 16 Euro,
Übersetzung: Ganna-Maria Braungardt