Die Autorin der grandiosen Romane „Kleine Feuer überall“ und „Was ich Euch nie erzählte“ hat ein neues Buch geschrieben: „All unsere verschwundenen Herzen“.
Der zwölfjährige Bird lebt allein mit seinem Vater im Studentenwohnheim in einer minikleinen Wohnung. Der Vater arbeitet in der Bibliothek, die Mutter ist vor einigen Jahren abrupt aus der Familie verschwunden. Ihr gesellschaftliches Umfeld ist von Gesetzen bestimmt, die die „amerikanische Kultur“ bewahren sollen. Seine Mutter hat PACT (Preserve american culture and traditions) angeblich zuwidergehandelt. Um seinen Sohn nicht wegen unamerikanischen Handels zu verlieren, bestimmt Birds Vater, dass er fortan bei seinem Geburtsnamen Noah zu nennen ist, um deutlich zu machen, dass sie mit der chinesischstämmigen Mutter wirklich nichts mehr zu tun haben.
Eines Tages jedoch erhält Bird/Noah einen Brief von seiner Mutter, den nur er entschlüsseln kann, denn er spielt auf Kindheitsrituale an, die nur er kennt. Bird macht sich auf die Suche nach seiner Mutter und kommt nicht nur ihr, sondern vielen verdrängten Kindheitserinnerungen auf die Spur. Mehr darf ich hier nicht verraten.
„All unsere verschwundenen Herzen“ ist ein hochspannender, psychologisch fein beobachtender Roman, der vor dem Hintergrund eines faschistoiden Systems spielt, das in unserer Gegenwart gar nicht mehr so weit entfernt scheint.
Unser „Liebling des Monats“
Celeste Ng, All unsere verschwundenen Herzen,
aus dem Englischen von Brigitte Jakobeit, dtv, 25 Euro