Blue Sisters – eine Ode an die Schwesternschaft

Ein berührender, auch spannender, vor allem aber auch menschlich interessanter Roman ist das Buch „Blue Sisters“ von Coco Mellors.
Es geht um die verbliebenen drei von vier Schwestern, die sich in der alten Familienwohnung in New York treffen, um die Hinterlassenschaften ihrer verstorbenen Schwester Nicky zu sortieren. Jeweils aus der Sicht einer Schwester wird das Leben dieser erzählt und alle drei sind für sich schon so differenzierte Charaktere, dass es eine Freude ist, Ihnen zu folgen. Da ist Lucky, die Jüngste, die als Model in Paris lebt und nicht nur gnadenlos hedonistisch lebt – nein, eigentlich ist sie alkoholkrank.
Dann gibt es die älteste Schwester Avery, die mit ihrer Frau in London lebt, nachdem auch sie jahrelang gegen verschiedenen Süchte angekämpft hat, erfolgreich. Und da ist die Boxerin Bonnie, die nach einem verlorenen Kampf in den Westen der USA zieht und als Türsteherin arbeitet. Ihre Sucht ist der Sport.
Alle drei sind Opfer einer nicht einfachen Kindheit und aber gleichzeitig engstens verbunden, ohne es so recht zu wollen. Schwesternschaft ist keine Freundschaft, das sagt Mellors bereits im Vorwort, denn Schwesternschaft sucht sich niemand aus. Damit ist der Ton schon vorgegeben – in ihrer Zeit gemeinsam in New York geht es richtig zur Sache in der Auseinandersetzung, so wie es nur unter Geschwistern geht: jede der Schwestern erfüllt zunächst die ihr zugedachte Rolle in der Geschwisterfolge und alle drei kämpfen letztlich darum, dieser Rolle zu entkommen.
Das ist unglaublich gut geschrieben und erfasst und gleichzeitig sehr unterhaltsam – was sicherlich auch an der Übersetzung von Lisa Kögeböhn liegt.

Absolut lesenswert.

Coco Mellors, Blue Sisters, Übersetzung aus dem Englischn von Lisa Kögeböhn, Eichborn Verlag, 22,99 Euro