Bekannt wurde Benjamin Myers mit „Offene See“, dem Roman um einen jungen Mann in den 1940ern, der auf seiner Wanderung durch England die schräge Dulcie Piper und damit eine ganz neue Lebensform kennenlernt.
Im neuesten Roman erzählt Myers von dem Soulmusiker Bucky, der gegen Ende seines Lebens um seine Frau trauernd in Chicago sitzt. Eines Tages bekommt er eine Einladung aus England zu einem sogenannten Weekender, einem Wochenende im Zeichen der Soulmusik im kleinen Örtchen Scarborough. Dort soll er als absoluter Stargast auftreten. Bucky wird von der gut fünfzigjährigen Dinah abgeholt und versorgt und allmählich begreift er, dass er in England eine riesenhafte Fangemeinde hat. Seine zwei Hits liegen aber schon 50 Jahre zurück – Bucky begreift die Welt nicht mehr. Dinah wiederum lenkt sich mit dem Weekender von ihrer ausweglosen häuslichen Situation, ihrem furchtbaren Ehemann und dem vollkommen aus dem Ruder gehenden Sohn ab.
Dieser Roman wird getragen von seinem staubtrockenen englischen Humor, der die ans Herz gehende Geschichte erst so richtig aufblühen lässt. Beide, Bucky und Dinah, ergreift im Kontakt miteinander die Erkenntnis, dass das Leben immer wieder neu herausfordert und niemals der Punkt erreicht ist, an dem Aufgeben lohnt. Keine neue Erkenntnis, aber in diesem Roman höchst originell und sehr besonders umgesetzt.
Könnte wieder ein Lieblingsbuch der Unabhängigen Buchhandlungen werden, so wie es „Offene See“ auch gewesen ist.
Benjamin Myers, Strandgut, Ü von Werner Löcher-Lawrence, Dumont Verlag 24 Euro