Einen richtig schönen, wenn auch durchaus traurigen Schmöker hat Ann Patchett gerade eben neu veröffentlicht. Wir haben ihn im englischen Original vorrätig und hoffentlich ab Ende der Woche auch wieder in der deutschen Übersetzung von Ulrike Thiesmeyer, erschienen im Berlin Verlag, 22 Euro.
Das Holländerhaus heißt so, weil es ursprünglich Holländer in der Nähe New Yorks erbaut und luxuriös gestaltet haben. Der Protagonist Danny, jüngster Sohn der später dort lebenden Familie erzählt vom Aufwachsen in diesem Haus, von dem engen Verhältnis zu seiner Schwester, der abwesenden Mutter und dem Vater, der tut, was er kann, um diesen Verlust auszugleichen. Nach dem Kauf des Hauses verlässt die Mutter ihre Familie, weil sie den Luxus nicht erträgt und, wie eine Mutter Theresa, für die Armen wirken möchte. Der Vater Cyril heiratet später wieder und die unzertrennlichen Kinder erleben den klassischen Verlauf mit der „fiesen“ Stiefmutter, die sich das Haus für die eigenen Kinder sichern will. Eigentlich ein episches Drama, entfaltet Patchett durch ihr Gespür für die menschliche Seele, für die Zusammenhänge im sozialen Miteinander und das feine Erzählen, ein Panorama im Kleinen. Die Art, wie sie die Zeiten des Erzählten wechselt, ist so geeschickt, dass das Buch einen regelrechten Lesesog erzeugt, obwohl ja eigentlich nicht wirklich viel passiert und Manches im Nachhinein vorhersehbar erscheint. Aber nicht im Moment des Lesens, da wartet in jedem Kapitel etwas Neues, Spannendes und Berührendes. Ein gut erzählter Roman, der trotz der traurigen Situation für die Geschwister, ein herrliches Leseerlebnis verspricht.