Eingetaucht bin ich in das neue Buch von Milena Michiko Flasar, deren letzter Roman „Oben Erde, unten Himmel“ ein großer Erfolg war.
„Der Hase im Mond“ versammelt neun längere Geschichten, die sehr eindrücklich und kunstvoll aus Japan erzählen und dabei einige Klischees, die westeuropäische Gesellschaften zu Land und Leuten pflegen, auf den Kopf stellen.
Etwa wenn ein Mann in Leidenschaft zu einer vermeintlichen Doppelgängerin seiner Frau entbrennt– die Geschichte beginnt ganz harmlos damit, dass die beiden Eheleute meinen, sich trennen zu sollen und dieses Vorhaben immer wieder besprechen, wobei sie sich wieder sehr nahe kommen. Eines Abends, auf dem Balkon sitzend, entdecken sie eine Frau im Fenster eines etwas entfernt liegenden Hauses, die der Ehefrau wie aus dem Gesicht geschnitten zu sein scheint. Fortan sitzen sie jeden Abend auf dem Balkon….
Die Storys gleiten mitunter ins Magische ab, was von Haruki Murakami bekannt ist, jedoch hat Milena Michiko Flasar einen ganz eigenen Ton und entlarvt nebenbei eben auch die Abgründe, die hinter der scheinbaren Zurückhaltung der Japaner/innen lauert. In einem absurden Moment werden sie aus der Reserve gelockt und zeigen so das universell Menschliche in uns allen.
Grandiose Geschichten, so dicht gewebt, dass sie wie kleine Romane erscheinen.
Nicht verpassen!
Milena Michiko Flasar, „Der Hase im Mond“, Wagenbach-Verlag, 24 Euro