Alex Schulman, den viele sicherlich kennen durch seine Vorgänger-Romane „Die Überlebenden“ https://prosa-buchladen.de/aus-sicht-der-kinder-die-ueberlebenden-von-alex-schulman/ und „Verbrenn all meine Briefe“ hat einen neuen Roman geschrieben, in dem es wieder um das Leid eines Kindes, Familie und die Tradierung von Familienmustern geht. Aber es geht in diesem Roman auch um den Begriff der „Zeit“ und das bringt eine ganz neue Dimension hinein.
Anhand dreier Zugfahrten in den Ort Malma zu ganz unterschiedlichen Zeiten, erzählt Schulman aus Sicht der Beteiligten in einzelnen Kapiteln eine Geschichte, die quasi rückwärts erläutert, warum die Hauptfigur Harriet sich so verhält, wie sie es tut. Die Konstruktion birgt enorme Spannung, wissen wir Lesenden doch erst sehr spät, warum die von Harriet erzwungene Zugfahrt mit ihrem Mann, von dem sie sich gerade trennen will, so wichtig ist. In der Zwischenzeit erfahren wir aus Sicht anderer Zugfahrenden, was in Harriets Kindheit so entscheidend war. Parallelen zu ihrem Leben als Erwachsene werden deutlich, Wiederholungen dessen, worunter sie selbst gelitten hat. Jedes Kapitel ergänzt die Geschichte, da sie aber zu unterschiedlichen Zeiten spielen, entsteht ein erstaunliches Kaleidoskop von Erlebnissen, Gefühlen und Fakten, das das Bild von Familie bestimmt und die Themen „Erinnerungen“ und „Zeit“ neu und ganz anders beleuchtet.
Ein wirklich kunstvolles und interessantes Buch, das ich sehr empfehle.
Alex Schulman „Endstation Malma“, dtv, 24 Euro