„Die letzten Strahlen eines Sterns“- Drei Diven in einem Buch

Amanda Lee Koe hat in dem Buch „Die letzten Strahlen eines Sterns“ auf beeindruckende und mitziehende Weise Marlene Dietrich, Leni Riefenstahl und Anna May Wong in einen biografischen Roman gepackt.
Ausgehend von einem Foto, das alle drei gemeinsam auf dem Berliner Presseball 1928 zeigt, wandert Koe durch die Lebenswege der drei und die wechselnden Zeiten des 20. Jahrhunderts. Da ist die deutsche „Schauspielerin Marlene Dietrich, die auf dem Weg ist, eine der bleibenden Ikonen Hollywoods zu werden, Anna May Wong, der damals erste chinesischstämmige US-Filmstar und Leni Riefenstahl, deren Propagandakunstfilme sie erst berühmt und dann berüchtigt machen sollten. Von dort aus zeichnet der Roman die Jahrzehnte und Kontinente umspannenden Lebenswege der drei Frauen nach. Vom Berlin der Weimarer Zeit bis zur deutschen Wiedervereinigung, von einem Dorf in den bayerischen Alpen bis nach Los Angeles und Paris.“
Das Spannende ist, dass Koe sich nicht nur an die Protagonistinnen hält, sondern auch Nebenfiguren einen Raum gibt. Vielfältig wird so das Leben der Hauptfiguren, ganz anders erscheinen sie durch die Brille der Anderen. Bébé, die Zugehfrau der Dietrich in Paris, wo sie die letzten 15 Jahre ihres Lebens vollkommen zurückgezogen verbringt, wird in ihrem sehr armen und harten Leben als Migrantin deutlich – gleichzeitig zeigt sie sich als hingebungsvolle und doch keinesfalls unterwürfige Frau, die einfach das macht, was sie menschlich für geboten hält. Ganz ohne Ansehen der Person, wie es scheint. Anna May Wong kämpft mit dem offenen Rassismus der Zeit, den Leni Riefenstahl durch Beschäftigung von KZ-Häftlingen im Film ganz ohne Skrupel für „ihre Kunst“ ausnutzt. Das zu lesen schmerzt.
Wiederum: Marlene Dietrich, diese scheinbare Diva, unerreichbar und geheimnisvoll: In diesem Buch lernt man sie als lebensfrohe, leichtfüßige, rotzfreche und gleichzeitg bodenständige Frau kennen, die sich nimmt, was sie möchte, aber auch eine herrliche Rinderbrühe zu kochen versteht. Sie liebt intensiv, und doch wird Liebe nie zu einer beschwerlichen Angelegenheit – vorbei ist dann eben auch mal vorbei, ohne dass die Zukunft von einer Vergangenheit dominiert würde. Das macht Spaß zu lesen.
Amanda Lee Koe, Die letzten Strahlen eines Sterns, Übersetzung Zoe Beck, Culturbooks, 28,00